Biedermann und die Brandstifter

Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. […] Aber die beste und sicherste Tarnung […] ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand. [Eisenring in BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER]

biedermann_2001_plakatDer Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann sitzt in seinem Wohnzimmer und kommentiert mit Empörung neue Zeitungsmeldungen von Feuersbrünsten und Brandstiftungen. Lästiger Besuch dringt in sein Heim: der Ringer Josef Schmitz, ein Mensch von triefender Sentimentalität und höhnischer Verschlagenheit, bittet um Obdach auf dem Dachboden …

„Arglos“ gewährt Gottlieb Biedermann dem zwielichtigen Unbekannten Obdach auf seinem Dachboden. Er tut dies nicht nur aus reiner „Menschlichkeit“ – in Wahrheit ist er nur zu feige, dem höchst suspekten und selbstsicher auftretenden Fremden die Tür zu weisen. Dieser bringt auch noch einige weitere „Freunde“ mit und quartiert sie bei Biedermann ein.

Nachdem die Brandstifter die ganze Stadt einschließlich der Biedermann’schen Villa niedergebrannt haben und Biedermann sich samt Gattin verbrannt in der Hölle wiederfindet, schiebt er jede Schuld von sich und leugnet alle Verantwortung. Er behauptet sogar, ER sei das Opfer und fordert vom (Feuer-) Teufel Wiedergutmachung, statt seine perfide Rolle bei dieser Brandstiftung zuzugeben. Der Teufel und seine Helfer (die Brandstifter selber) sind jedoch so verärgert über die Politik des Himmels – und solcher Insassen wie Biedermann überdrüssig -, dass sie in der Hölle den Generalstreik ausrufen und Biedermann letztendlich „gerettet“ ist.

Eine besondere Rolle spielt in diesem Stück der Chor der Feuerwehrmänner, der wie in klassischen Dramen das Geschehen kommentiert, Biedermann (und das Publikum) warnt und immer wieder Hinweise gibt. Er ergreift weder vordergründig Partei noch greift er aktiv in das Geschehen ein. Er repräsentiert eine Art distanzierter öffentliche Meinung und verhält sich wie ein Chronist (Journalist) oder Seher.

Das ambivalentes Verhalten der Chores zu Biedermann und andererseits zu den Brandstiftern macht es unmöglich zu entscheiden, ob er tatsächlich nur ein neutraler Beobachter ist, wenn er meist ironisch oder zynisch, manchmal auch gleichgültig, zuweilen sogar begeistert und emphatisch das Geschehen betrachtet oder vorwegnimmt und zu ganz eigenen Schlussfolgerungen kommt.biedermann_shots

Besetzung

Gottlieb Biedermann: Thomas Bähr
Babette Biedermann: Katja Ahrens
Anna, ein Dienstmädchen: Julika von Bock
Witwe Knechtling: Regina Rahlf
Eisenring (Figur): Christoph Thonfeld
Schmitz (Belzebub): Peter Stütz
Dr.phil. (Meerkatz): Markus Rahlf
ein Polizist: Oliver Rahe
Chor: Saskia Löbner, Jürgen Hollerman
Regie: Oliver Huhn
Souffleuse: Armgard Hoffmann
Bühne: Thomas Bähr, Ensemble
Kostüme: Armgard Hoffmann
Maske: Regina Rahlf
Requisite/Inspizienz: Oliver Rahe
Licht: Markus Lahmann
Ton: Andreas Wick, Stefanie Pokroppa
Assistenz: Adelarisa Kedenburg, Peter Stütz
Produktionsassistenz: Tim Sorgalla
Photographie: Uwe Bierbrauer, Frank Kruse
Grafik, Satz, Layout: Andreas Wick

Internetpräsenz des Bremer Amateur Theater Ensemble e.V.